So unterstützt du die gesunde Hüftreifung deines Babys!
Ich zeige dir heute, was du ganz leicht in deinen Alltag integrieren kannst, damit du die gesunde Hüftentwicklung deines Babys fördern kannst. Zuerst aber eine kurze Information, was überhaupt eine unreife Hüfte ist:
Jedes Baby kommt mit einer unreifen Hüfte zur Welt – denn die Hüftentwicklung ist erst mit ca. dem 2. Lebensjahr abgeschlossen. Die sogenannte sogenannte Säuglingssonographie dient dazu, angeborene Hüftluxationen bei Säuglingen bereits frühzeitig zu erkennen.
Im Mutterleib sind die Beine deines Babys gebeugt – meist über 90°. Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet und je weniger Platz dein Kind im Bauch hat, desto stärker wird diese Beugung, sodass dein Baby die Beine nicht mehr weiter anziehen kann. Diese Haltung – so wissen wir aus der Forschung – ist ideal für die Entwicklung der kindlichen Hüfte.
Photo: Suhyeon Choi
Sobald dein Baby geboren ist, kannst du diese Beugung noch immer beobachten: wenn du dein Baby ablegst oder auch hochnimmst, zieht es automatisch die Beinchen nach oben – wie ein kleiner Frosch. Wenn die Hüftpfanne allerdings nicht genügend gefestigt sind, kann der Hüftkopf langsam nach oben wegrutschen. Und zwar so weit, dass es zur Ausrenkung kommen kann. Darum ist es sehr wichtig, nach der Geburt darauf zu achten, dass die Verfestigung der Pfannen unterstützt wird.
Aufgrund dessen, dass wir Menschen eine sogenannte „physiologische Frühgeburt“ sind, müssen wir unsere Kinder vor allem eins: Tragen! Und zwar so, dass eine korrekte Anhock-Spreiz-Haltung vorliegt. Denn nur dann werden die Beine des Babys um 90 Grad oder mehr gebeugt, nur wenig abgespreizt und können zudem nicht gestreckt werden. Also die ideale Position für die kindliche Hüftentwicklung!
Von der Anhock-Spreiz-Haltung lesen wir immer wieder – wie wichtig sie ist und dass sie absolut korrekt sein muss, damit die Hüfte des Neugeborenen Babys nicht geschädigt wird. Allerdings gibt es keinerlei (!) Hinweise darauf, dass eine „gesunde“ Hüfte eines Neugeborenen geschädigt werden kann, wenn nicht in der Anhock-Spreiz-Haltung getragen wird. Von dem abgesehen hätten dann vermutlich sehr viele Babys, welche eher im Kinderwagen liegen, geschädigte Hüften und Hüftprobleme. Dennoch: wenn wir schon wissen, wie wir „richtig“ Tragen, sollte dies auch zur Anwendung kommen.
Wie sieht die Anhock-Spreiz-Haltung aus?
Die Anhockung sieht aus wie ein „M“, wenn wir frontal auf das Baby im eingebundenen Tuch oder einer Tragehilfe schauen. Die Knie sind höher als der Po – ungefähr auf Babys Bauchnabelhöhe – der Po infolgedessen tiefer. Man kann es auch mit einem Frosch vergleichen, welcher auf seinem Seerosenblatt sitzt.
Photo: Taisiia Shestopal
Aus unterschiedlichen Forschungen wissen wir, dass in Völkern, bei denen die Kinder größtenteils im Tragetuch getragen werden, Hüftverrenkungen so gut wie nicht vorkommen. Das Tragen von mehreren Stunden am Tag sorgt dafür, dass die Muskulatur über den Hüftkopf in die Pfanne drückt – es entsteht im knorpeligen Anteil des Gelenkes ein hydrostatischer Druck, der die Verknöcherung der Hüftpfanne fördert.
Beim Tragen kannst du also nicht nur Geborgenheit, Wärme, Nähe und Sicherheit schenken: du sorgst dafür, dass die Hüfte deines Babys ideal heranreifen kann!
Was hat das Wickeln mit der Hüftentwicklung zu tun?
Ein weiterer Punkt, den ich als Stoffwindelberaterin ansprechen möchte: auch beim Wickeln kommt es oft zu falschem Handling! Das Kind an den Füßchen nach oben zu ziehen, führt ebenso zu einer unnatürlichen Streckung. Diese kann zudem schmerzhaft sein. Außerdem entspricht sie nicht dem natürlichen Bewegungsablauf. Der Begriff „Kinästhetik“ ist die Lehre der Bewegungsempfindung. „Infant Handling“ steht für Berührung der Neugeborenen. Und genau hier setzen wir an: der Umgang und die Berührung von Neugeborenen in Bezug auf das Wickeln, Tragen usw. – auch für eine gesunde Hüftreifung!
Nicht nur, dass wir mit unserem Baby sprechen sollten, wenn wir es wickeln. Auch müssen wir unserem Kind ermöglichen, seinen natürlichen Bewegungsabläufen zu folgen, damit es nicht im natürlichen Bewegungsablauf gestört wird. Zudem zeigen wir unserem Kind: „ich respektiere dich und deinen Körper!“ Dein Baby erfährt so Selbstwirksamkeit und macht es zufrieden. Vertrauen und Bindung werden ebenso gestärkt, denn das Begegnen auf Augenhöhe ist dafür sehr wichtig!
Photo Kelly Sikkema
Wie wickle ich ein Baby richtig?
Auch das Wickeln kann die gesunde Reifung der Hüfte unterstützen und den Bewegungsapparat deines Babys schonen – allerdings nur dann, wenn es richtig gemacht wird!
Das Wickeln beginnt bereits mit dem Ablegen – umschließe dein Kind mit einer Hand um den Rücken, die andere hält den Po. Lege dein Baby über die Füße ab (und nicht über den Rücken!). Rolle dein Baby sanft auf die Wickelunterlage – und zwar über die Seite! Zuerst die Füßchen ablegen, dann den Po, danach die gesamte Seite des Kindes, bis das gesamte Gewicht auf der Unterlage abgegeben ist. Erst dann, wenn dein Kind auf der Seite liegt, drehst du es auf den Rücken.
Da sich Babys erstmal zur Seite drehen und nicht aufrecht aufsetzen, entspricht dieses Ablegen dem natürlichen Bewegungsmuster.
Photo brooklyn
Du solltest deinem Baby nur den Impuls geben, dass es sich zur Seite dreht, damit es Bewegung verstehen und nachvollziehen kann. Später kannst du deinem Baby auch einen Finger anbieten, an dem es sich festhalten kann, um sich zur Seite zu drehen.
Auch beim Anziehen kann das zur Seite drehen um einiges besser und angenehmer für dein Baby sein und es im natürlichen Bewegungsablauf unterstützen. Für die Hüfte ist es absolut von Vorteil, wenn das Kind nicht an den Füßen nach oben gezogen wird.
Das Aufnehmen des Babys erfolgt idealerweise in der gleichen Vorgehensweise wie das Ablegen. Zuerst zur Seite drehen, dann erst den Oberkörper hochheben, danach den Po umfassen und über die Füße in eine „stehende“ Position bringen.
Photo David Veksler
Wie soll ich das in meinen Alltag mit Baby integrieren?
Manche Situationen wie Zeitdruck und Stress lassen oftmals diesen bewussten Umgang beim Wickeln nicht leicht zu. Achte darauf, dass du dir immer wieder bewusst die Zeit nimmst, das Kind schonend abzulegen und zu wickeln. Je öfter du diese Routine verinnerlichst und praktizierst, desto selbstverständlicher wird sie. Irgendwann machst du es ganz automatisch, ohne groß darüber nachzudenken!
Beim Tragen ist es wichtig, dass du das richtige System für euch verwendest. Bei einer Trageberatung kannst du herausfinden, was zu euch passt und womit ihr euch am wohlsten fühlt. Wichtig sind für dein Baby eine mögliche Anhockung, dass der Rücken gestützt ist und eine leichte Rundung einnimmt. Ebenso ist die Stützung des kleinen Kopfes und freie Atemwege eine der wichtigsten Punkte.
Lasse dir in jedem Fall von einer erfahrenen Fachperson helfen und unterstützen, wenn du dies benötigst! Ich wünsche dir, dass du die oben genannten Tipps umsetzen kannst und freue mich auf deine Nachricht, wenn du Fragen dazu hast.
Alles Liebe,
Tatjana